Der 'Mauerbau' der Bahn


Lärmschutzwände in beliebigen Höhen (der 'Mauerbau' der Bahn) sollen die Bürger vor Bahnlärm schützen. Hier stellt sich jedoch die Frage: Wer soll eigentlich vor wem geschützt werden? Die Bürger vor der Bahn oder die Bahn vor den Bürgern?

In der Regel ist der 'Mauerbau' die billigste Lärmschutzmaßnahme der Bahn. Die Bürger reagieren zumeist verärgert und entsetzt, denn der 'Mauerbau' verunstaltet nicht nur ganze Landschaften, er teilt auch Städte und Dörfer.
Zurzeit wird die Stadt Hallstadt bei Bamberg 'geteilt und eingemauert' und man sollte sich die Zeit nehmen und den neuen Bahnhaltepunkt Hallstadt besichtigen um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Bamberg erwartet. Wie man weiß haben sich die Stadtspitze und die damalige GroKo des Bamberger Stadtrats für den Bahnausbau durch Bamberg entschieden und hier insbesondere auch für den Bau von bis zu 5m hohen (stadtgestalterischen) 'Lärmschutzmauern'.
Deshalb sollte die Leiterin des Welterbe-Zentrums Bamberg, die zur Zeit am Welterbe-Managementplan für die UNESCO arbeitet, die Gelegenheit nutzen und unter der Rubrik - Beeinträchtigungen der nachhaltigen Entwicklung der Welterbestätte Bamberg - die UNESCO von der Entscheidung der Stadt Bamberg in Kenntnis setzen.

Die große Politik verhinderte jahrzehntelang jeglichen wirksamen Lärmschutz bei der Bahn. Dafür sorgten vor allem die Lobbyisten, die den Politikern immer wieder gebetsmühlenartig einredeten, dass dieser unbezahlbar ist und deshalb baut die Deutsche Bahn zum Schutz vor Bahnlärm noch immer 'Mauern', wie man sie nur im Mittelalter zum Schutz von Burgen oder Wehranlagen kannte! Frei nach dem Motto: Je höher, desto besser!

Wie aber kann man den mittelalterlichen 'Mauerbau' der Bahn - den Bau von meterhohen, hässlichen Lärmschutzwänden, die mit Sichtfenstern versehen nur mäßigen Schallschutz bewirken und der Sprayer-Gilde als Riesenleinwand dienen - verhindern? Das Zauberwort hierzu heißt:

INNOVATIVER LÄRMSCHUTZ


Am Beispiel des Calmmoon-Rail-Systems von Sekisui (Japan) wird aufgezeigt, dass Lärmschutz auch ohne 'Mauerbau' möglich ist.
Innovativer Lärmschutz erfordert jedoch vorbereitende Maßnahmen, wie die Sanierung des Rollmaterials der Bahn und der privaten in- und ausländischen Waggonhalter.
Die alten GG-Bremsen müssen durch sog. Flüsterbremsen ersetzt werden. Hierzu gehören LL-Sohlen (Low noise - Low friction) und K-Sohlen (Komposit), wobei die Umrüstung auf LL-Sohlen die kostengünstigere Variante ist. LL- oder K-Sohlen bestehen im Wesentlichen aus einer Metallfaser-Kautschuk-Harz-Verbindung.
Drehgestelle mit starren Achsen, Blattfedern und Laufflächenbremsen - gebaut nach dem Postkutschenprinzip vor zwei Jahrhunderten - müssen zukünftig durch moderne Drehgestelle mit Scheibenbremsen ersetzt werden.
Hinzu kommt das besonders überwachte Gleis, d.h. die Schienenwege müssen besonders begutachtet und gepflegt werden. Hierzu gehören Schienenübergänge (Stoßfehler) und veraltete Weichen mit starrem Herzstück.
Darüber hinaus tragen gezielte Maßnahmen am Schienenstrang, wie das regelmäßige Schleifen, in erheblichem Umfang zum Lärmschutz bei!

Schienenfehler
Schienenfehler entstehen durch springende Räder, z. B. wenn der Achsabstand eines Waggons so gewählt ist, dass seine Räder genau zwischen die Schwellen passen und es beim Überfahren zum Aufschwingen kommt. Schienenfehler können aber auch durch Bremsabrieb entstehen.

Das Calmmoon-Rail-System (CRS)


Um eine hohe Schallschutzwirkung zu erzielen, insbesondere bei Güterzügen, hat die DB Netz AG seit 2010, an mehr als 85 km Gleis, versuchsweise das Calmmoon-Rail-System eingebaut und untersucht. Neben anderen innovativen Schallschutzsystemen hat sich das CRS als kostengünstigstes und akustisch effektivstes System erwiesen.

Das CRS, auch Schienenstegabschirmung genannt, wird an beiden Seiten des Schienenstegs und im Bereich des Schienenfußes montiert und wirkt wie eine kleine Lärmschutzwand direkt an der Schiene, die die Schallquelle Rad-Schiene unmittelbar ummantelt. Dabei wird der von der Schiene abgestrahlte Schall von einem Schaumstoff absorbiert und von dem damit verbundenen Kunstharz-Metallsystem (Calmmoon) in Wärme umgewandelt. Durch die Absorption und Umwandlung der Schallabstrahlung in Wärme wird der Gesamtschallpegel im Schienenbereich um durchschnittlich 3 dB (A) reduziert, ohne dass die Schwingungseigenschaften der Schiene beeinflusst werden.

Quelle CRS: PRO RHEINTAL, Schallschutz im Schienenverkehr


Darüber hinaus erzielt eine Unterschottermatte einen guten Erschütterungsschutz. Ständige Erschütterungen am Gleiskörper sind mitverantwortlich für Schäden an bahnnaheliegenden Gebäuden und beeinträchtigen die Lebensqualität der Bewohner, vor allem in den Nachtstunden.

Anmerkungen: Auf der Suche nach den besten Lärmschutzmaßnahmen ist es erforderlich, dass die Bahnverantwortlichen der DB AG und ihrer Tochter-Gesellschaften persönliche Eitelkeiten über Bord werfen. Auch das Rad muss in Deutschland nicht noch einmal erfunden werden. Das könnten bereits andere für uns getan haben. Man muss nur gelegentlich über den Grenzzaun schauen, z.B. ins Bahn-Land Schweiz und dort auch nachfragen, wie die das machen!

Denken wir nur an die Entwicklung des ICE mit Neigetechnik (ICE-T). Die Italiener hatten die Lösung bereits in der Tasche (Pendolino). Dennoch strebte die Deutsche Bahn AG eine Eigenentwicklung an und erlitt damit Schiffbruch!
Fazit: Die Antriebs- und Neigetechnik der heutigen Triebzüge der DB, (ICE-T, Baureihe 411 und Baureihe 415) funktionieren nach dem FIAT-Prinzip des ETR 400 der Italienischen Staatsbahn (FS).


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